Häufige Ohrerkrankungen
und Therapieansätze
Nie wieder Ohrenschmerz
Schmerzhafte und wiederkehrende Ohrenentzündungen sind ein weltweites Problem bei vielen Menschen. Sportler, vorrangig Schwimmer, Surfer und Taucher, aber auch Kinder sind allerdings besonders häufig betroffen. Man denke hier an Swimmer’s Ear, Surfer´s Ear und Diver´s Ear.
Die Auslöser für Schmerzen im Ohr reichen prinzipiell von Reizungen im Kiefergelenk bis hin zu Schwellungen in der Ohrumgebung. Meist sind aber Entzündungen die Ursache für Schmerzen, doch Ohrenentzündung ist nicht gleich Ohrenentzündung, es gibt verschiedene Bereiche, die unterschiedliche Therapiemaßnahmen erfordern!
Schmerzhafte Ohrenentzündungen sind oftmals das Resultat von Wasser im Ohr und nicht selten kommt es auch zu chronischen Verläufen. Von einer chronischen Form spricht man, wenn die Symptome länger als drei Monate anhalten oder mehr als vier Gehörgangsentzündungen pro Jahr auftreten. Verursacht wird sie meist durch bestehende dermatologische Erkrankungen.
Besonders oft erkranken Kinder an Ohrenentzündungen, wobei die Gründe dafür vorrangig anatomischer Natur sind, denn die Eustachische Röhre ist bei kleinen Kindern kürzer als bei Erwachsenen und verläuft eher horizontal. Zudem erkranken Kinder einerseits per se häufiger an Atemwegsinfektionen, andererseits machen sich diese aufgrund der anatomischen Gegebenheiten leichter im Ohr bemerkbar.
Die Abbildung Nr. 1 zeigt einen gesunden und sauberen Gehörgang und im Hintergrund das Trommelfell. Die nächsten Abbildungen zeigen Beispiele von möglichen Ohrerkrankungen.
OTITIS EXTERNA
Eine äußere Gehörgangsentzündung (Otitis externa) kann den schönsten (Tauch-)Urlaub vermiesen! Insbesondere der ersehnte ausgedehnte Wasserkontakt bei Tauchern und Schnorchlern prädestiniert für diese Erkrankung, die in der Mehrzahl der Fälle durch Bakterien wie Pseudomonas aeruginosa und/oder Staphylococcus aureus ausgelöst wird.
Bei der sogenannten „Otitis externa“ handelt es sich um eine Entzündung der feinen Haut im äußeren Gehörgang, die dadurch gerötet und geschuppt sein kann. Teilweise sind auch das Trommelfell und die Ohrmuschel mitbetroffen. Typische Symptome sind starke Schmerzen in den Ohren, Druckempfindlichkeit und in manchen Fällen auch eine schmerzhafte Schwellung der Ohrmuschel. Da eine Otitis externa häufig nach dem Baden, Schwimmen oder Tauchen auftritt, wird sie auch als „Bade-Otitis“ bezeichnet, sie ist bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ein häufiger Grund für Schmerzen im Ohr. Die Ausprägungen der Erkrankung reichen von einer leichten Entzündung des äußeren Gehörgangs bis zu erheblichen Destruktionen der umgebenden Schädelbasis.
Wie kommt es konkret dazu? Durch die Wassereinwirkung wird der natürliche Schutzfilm ausgewaschen und die Haut quillt auf – gefördert durch die im Meerwasser enthaltenen Salzkristalle. Dies macht es für Fremdorganismen (z. B. Meeresplankton) einfach, in tiefere Schichten der Gehörgangshaut einzudringen – unterstützt durch Mikrotraumata des Gehörgangsepithels nach Manipulation mit Wattestäbchen. Zusätzlich kann eine anatomische Veränderung (z. B. Verengung des äußeren Gehörgangs) vorliegen. Symptomatisch zeigen sich lokale Schmerzen (Spontan- wie auch Druckschmerz), Druck- und Völlegefühl, Ausfluss aus dem Gehörgang und/oder eine Hörminderung.
Cerumen obturans
Das „Ohrschmalz“ (Cerumen) ist eine leicht saure Paste, die die Gehörgangsoberfläche bedeckt und als „Schutzmantel“ dient. Gestört wird die natürliche Wanderbewegung nach außen vor allem durch unsachgemäße Manipulationen – z. B. mit Wattestäbchen. Dabei wird nicht nur unkontrolliert das Cerumen nach innen gedrückt, was zu einem Ohrenschmalzpfropf, dem Cerumen obturans, führen kann, sondern es werden auch winzige Mikrotraumata gesetzt. Sie können den Ausgangspunkt für eine äußere Gehörgangsentzündung darstellen. Ein Ohrenschmalzpfropf ist übrigens die häufigste Ursache für plötzlich auftretende Schwerhörigkeit. Ihr HNO-Arzt kann diesen jedoch mithilfe eines Ohrlöffels oder durch Absaugung leicht entfernen.
OTITIS MEDIA
Die Otitis media bezeichnet die schmerzhafte Entzündung des Mittelohres, die von Bakterien oder Viren ausgelöst werden kann. Z. B. im Zuge eines eitrigen Schnupfens können dabei Keime über die Ohrtrompete ins Mittelohr gelangen. Die gut gemeinte Wärmeanwendung bei einer beginnenden Otitis media bebrütet dann noch die Keime. Die akute Entzündung wölbt das Trommelfell stark nach außen. Bricht die Entzündung durch, entlastet sich die Spannung des Trommelfells und die Schmerzen lassen deutlich nach. Die akute Mittelohrentzündung tritt im Erwachsenenalter seltener auf, bei Kindern ist sie aber der häufigste Besuchsgrund in der Allgemeinpraxis. Dies ist unter anderem auf die im Kindesalter recht kurze Ohrtrompete zurückzuführen, die das Aufsteigen von Keimen aus dem Nasenrachenraum erleichtert.
Gehörgangsexostosen
Gehörgangsexostosen sind kugelige, knöcherne Veränderungen, die im äußeren Gehörgang auftreten können und vor allem unter Wassersportlern weit verbreitet sind. Man vermutet, dass das Eindringen von kaltem Wasser ins Ohr zu einer Periostreizung führt und die Bildung dieser harmlosen Exostosen bewirkt, die jedoch den Gehörgang zunehmend einengen können. Gehörgangsekzeme, Cerumen obturans und Gehörgangsentzündungen treten dann gehäuft auf. Vorbeugend wurde von HNO-Ärzten ein Gehörschutz für Wassersportler entwickelt, der Gehörgangsexostosen verhindern kann; störende Exostosen werden operativ abgetragen.
Therapie bei Ohrenentzündungen
Kommt es dennoch zu einer Entzündung, sollte unbedingt ein HNO-Arzt konsultiert werden.
Bei der Behandlung einer Otitis externa wird zunächst der empfindliche und schmerzhafte äußere Gehörgang sorgfältig gereinigt. Die Entfernung von Ohrenschmalz und Absonderungen ist wichtig, da sie den Entzündungsprozess verstärken und die Wirksamkeit von Medikamenten einschränken oder verhindern. Im Anschluss erfolgt eine durchschnittlich sechstägige Lokaltherapie mit Ohrentropfen oder -sprays. Ein sanftes Hin- und Herbewegen des Ohres hilft dabei, die Tropfen an die entzündete Stelle zu bekommen. Außerdem müssen alle potenziellen Reizstoffe wie Shampoos oder Seifen vom Ohr ferngehalten werden und der Gehörgang sollte stets trocken sein.
Eine systemische primäre Antibiotikatherapie sollte nur in Ausnahmefällen eingeleitet werden, beispielsweise wenn eine Ausbreitung der Entzündung über den Gehörgang hinaus vorliegt, bei schlecht eingestelltem Diabetes mellitus, oder wenn eine örtliche Therapie direkt im Ohr nicht möglich ist.